
Die
Vogelbeere nimmt ein sehr großes Verbreitungsgebiet ein, das sich über
fast ganz Europa erstreckt. Lediglich in Südspanien und Südgriechenland
fehlt sie. In Skandinavien dringt sie als eine der wenigen Baumarten bis
zum 70. Breitengrad und damit bis fast an das Nordkap vor. Außerhalb Europas
gibt es sie von Kleinasien bis zum Kaukasus, in Westsibirien und in Nordafrika
(Atlas-Gebirge). In Nordamerika wird sie häufig als Zierbaum angepflanzt
und gilt hier als eingebürgert.

Auch vertikal hat die Vogelbeere eine große Verbreitung: Von Meereshöhe
geht sie über alle Höhenstufen bis ins Subalpine und bildet hier zusammen
mit der Latsche und Grünerle die Baumgrenze. In den Bayerischen Alpen
steigt sie bis 1850 m, in den Tiroler Alpen bis 2400 m. Wegen ihrer nur
geringen Massenleistung und des vermeintlich geringen Wertes ihres Holzes
wurde die Vogelbeere über lange Zeit bis weit in das 20. Jahrhundert hinein
forstlich nicht nur vernachlässigt, son- dern ähnlich wie die Birke als
"forstliches Unkraut" oder auch als "Schanddeckel der Forst- bediensteten"
betrachtet und entsprechend nur selten geduldet.

Schlüsseischrank als Bei- spiel für Kleinmöbel,-
gefertigt aus massivem Vogelbeerholz unter Mitverwendung des hellfarbigen
Splintholzes. |
Erst in jüngster Zeit, nachdem im Waldbau immer stärker auch ökologische
Aspekte eine Rolle spielen, erinnerte man sich ihrer diesbezüglichen
großen Bedeutung. So ist sie als frostharte Vorwald- und Pionierwaldbaumart
bestens für Frostlagen, Kahlschräge und Kahlflächen, Bergstürze oder
Schutthalden wie auch für die biologische Wildbach- und Lawinenverbauung
geeignet. Aufgrund ihrer hohen Resistenz gegen Luftschadstoffe wird
sie zunehmend auch zur Wiederaufforstung immissionsgeschädigter Standorte
eingesetzt.
Außerhalb des Waldes war die Vogelbeere dagegen wegen ihrer reichen Blütenpracht
im Frühjahr, der korallenroten Früchte und der schönen karminroten Herbstfärbung
schon immer ein beliebter Garten-, Park- und Alleebaum. Als letzterer
wurde sie früher sehr häufig auch wegen der zum Vogelfang genutzten Früchte
angepflanzt (s. o.). Seit langem wird die Vogelbeere auch züchterisch
bearbeitet, und es gibt zahlreiche Kulturformen und Hybriden aus amerikanischen
und asiatischen wie auch verwandten Sorbusarten.